Erben der Spiele

eMGe-Spiele präsentiert die Erben alte Spiele

Über Brettspiele im Altertum

Mich hat schon immer die Tatsache begeistert, dass bereits im sehr frühen Altertum komplexe Brettspiele existierten. Insbesondere Spiele, von denen bekannt ist, dass sie von vielen, auch von der Oberschicht, gespielt wurden, deren Regeln jedoch nicht überliefert wurden. Beispiele hierfür sind "Das Königliche Spiel von Ur", das altägyptische Spiel "Senet" oder "Hunde und Schakale" sowie einige andere Spiele. 

Archäologische Funde zeigen oft schon ausgereifte Spiele. Wann genau sie entstanden sind, bleibt im Dunkeln, denn wenn ein Spiel bereits an eine Wand gemalt wurde oder einem Pharao ins Grab gelegt wurde, muss es schon erfolgreich gewesen sein und allgemein bekannt gewesen sein. Sie müssen also viel früher entstanden sein, zuerst in einfacher Form, möglicherweise in Sand gezeichnet und mit Steinen, Holzstöcken oder Knochen gespielt. Die Regeln haben sich im Laufe der Zeit ebenfalls weiterentwickelt. Anfangs waren sie sicherlich einfacher. Im Spiel treten immer wieder Situationen auf, in denen das Spiel "feststeckt", weil die bisherigen Regeln nicht ausreichen, um die Situation zu klären. Dann mussten neue Regeln eingeführt oder die bestehenden Regeln modifiziert werden. Es ist durchaus denkbar, dass diese Entwicklung sogar von Ort zu Ort unterschiedlich verlief und es möglicherweise mehrere, zeitlich und örtlich unterschiedliche Regeln gab. 

Es ist faszinierend, aus den vorhandenen Teilen (Brettern, Figuren, Würfeln, Stöcken) auf die Spielregeln zu schließen. Man müsste dann jedoch ehrlicherweise sagen, zu welcher Zeit und an welchem Ort diese Regeln galten. Das ist jedoch unmöglich. Trotzdem gibt es und gab es immer noch Menschen, die versuchten, die alten Regeln zu rekonstruieren. Leider gibt es auch unseriöse Personen, die behaupten, die alten Regeln zu "kennen" und dies öffentlich verbreiten. Dies sind meistens Personen, die nicht aus der Spielebranche stammen, also keine Spieleentwickler sind, sondern Archäologen, Museumskuratoren usw. Es sind jedoch ansonsten anerkannte Wissenschaftler, die anscheinend in ihrer Kindheit nur "Mensch ärgere dich nicht!" oder höchstens ähnliche Spiele gespielt haben. Ich habe versucht, viele der auf dem Markt erhältlichen Spiele nach den Regeln zu spielen. Es ist traurig. Teilweise stieß ich auf unklare, wenn nicht unspielbare Regeln. Manche davon finde ich sogar beleidigend für die damaligen Spieler (die Spielentwickler). Ein Spiel, das jahrelang, wenn nicht sogar jahrhundertelang reift, um dann zu einem Spiel zu kommen, bei dem derjenige gewinnt, der öfter eine höhere Zahl würfelt? Das ist nicht besonders intelligent. Andere versuchen, den Spielen mythologische und hochreligiöse Bedeutungen zuzuschreiben. 

Da Spiele eine Abbildung der Realität oder eine Abbildung einer vorgestellten Realität sind, bei denen die Spieler ohne Risiko-Szenarien ausprobieren können, ist eine Mischung aus Glück, Zufall, Lebenserfahrung und Religion als Hintergrund für einige Spiele denkbar. 

Ich finde, wir sollten aufhören, die "ursprünglichen" Spielregeln zu erraten. Wir sind Teil einer Entwicklung, die vor Tausenden von Jahren begann. Wir nehmen das geerbte Material und erzählen dazu eine Geschichte, formulieren ein paar Regeln mit etwas Glück und Strategie, aber wir erschaffen kein neues Spiel damit. Dies ist das alte Spiel, das "heute" und "hier" gespielt wird! So leben diese Spiele weiter. Da sind die ORIGINALE! Morgen und woanders werden sie mit anderen Regeln gespielt. 

Sie sind unsterblich.

Georg Molnar

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